Berufsspezial

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Mit Daten Karriere machen

Wer Datenerhebungen beruflich planen, dokumentieren und auswerten möchte, hat die Wahl zwischen sehr unterschiedlichen Branchen. Im naturwissenschaftlichen Bereich sind Statistik- und Auswertungsexperten genauso gefragt wie in der Psychologie; Wirtschaftsexperten und Gesundheitswissenschaftler müssen ebenso wie Gesellschaftsforscher mit Daten umgehen können. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen deshalb zwei Berufe aus verschiedenen Branchen vor – vielleicht ist ja der eine oder der andere auch eine Option für Ihre Schülerinnen und Schüler.







Ausbildungsberuf für Experimentierfreudige:
Chemisch-technische/r Assistent/in und Umweltschutztechnische/r Assistent/in

Wann immer ein neues Nahrungsmittel, ein innovativer Kunststoff oder ein neues Medikament auf den Markt kommt, waren sicher auch Chemisch-technische Assistenten, kurz CTAs, an der Entwicklung beteiligt. Die Palette der Aufgaben, die CTAs übernehmen, ist breit und abwechslungsreich. Potenzielle Arbeitgeber gibt es in vielen Bereichen: In der Forschung, in Behörden, Ingenieursbüros und in der Lebensmittel- und Pharmabranche sind CTAs gleichermaßen gefragt. Dort planen und begleiten sie Versuchsreihen, bestimmen die Reinheit von Proben, überwachen die Einhaltung von Grenzwerten und werten Experimente aus. Neben statistischem Know-How besitzen Chemisch-technische Assistenten ein umfassendes chemisches Wissen. Auch Sorgfalt ist für CTAs unerlässlich – im Labor ist schließlich Genauigkeit gefragt.

Im ersten Jahr der mindestens zweijährigen Schulausbildung ist der CTA-Werdegang identisch mit dem Bildungsgang „Umweltschutztechnischer Assistent“ (UTA). Anders als viele CTAs verbringen Umweltschutztechnische Assistenten auch oft Zeit im Freien. Zu ihren Aufgaben zählen zum Beispiel die Überwachung von Gewässern oder die Untersuchung von Schadstoffen in der Luft.
Für den Zugang zur Berufsfachschule für CTAs und UTAs ist in den meisten Bundesländern ein Realschulabschluss notwendig. Wer sich nach bestandener Prüfung noch weiterbilden möchte, hat gute Aussichten. Mit ein wenig Berufspraxis steht CTAs und UTAs eine Weiterbildung zum Techniker der Fachrichtungen Chemie bzw. Umwelttechnik offen.

Mit Daten Geschichten erzählen: Datenjournalist/in
Auch wenn die Menschheit schon seit Jahrhunderten Daten sammelt, so richtig Fahrt aufgenommen hat der Umgang mit Daten erst im digitalen Zeitalter. Elektronische Datenformate und das Internet erleichtern das Sammeln und Verbreiten von Daten enorm. Einen weiteren Schub hat der Datenboom durch die gesellschaftliche Forderung nach Open Data – offenen Daten – erhalten: Im Sinne von Transparenz und Beteiligung erwarten Bürger Zugang zu Daten.

So genannte Datenjournalisten machen sich in Datenbergen auf die Suche nach Zusammenhängen und Geschichten. Leser können sich online etwa auf interaktiven Karten über die Entwicklung der Flüchtlingszahlen informieren oder den Anstieg von Mietpreisen beobachten.

Etablierte Ausbildungswege für Datenjournalisten gibt es kaum, doch die meisten Journalistenschulen bieten Module zum Thema an. Wer neben einer journalistischen Ausbildung auch technisches Verständnis mitbringe, könne sich schnell einen Namen als Datenjournalist machen, ist Maas überzeugt. Journalisten mit gesellschaftlichem Interesse, die zugleich Programmiersprachen beherrschten, seien noch immer sehr selten.

Einen Überblick über datenjournalistische Veröffentlichungen gibt zum Beispiel der DDJ Katalog.

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Interview

Zu den führenden deutschen Datenjournalisten gehört Marco Maas. In der von ihm mitgegründeten Agentur OpenDataCity verbindet er sein Interesse für Journalismus, Mathematik und Technik. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, mithilfe von Daten Zusammenhänge aufzudecken und visuell aufzubereiten.

„Es fasziniert mich, in etwas Abstraktem wie einer Datentabelle nach der menschlichen Ebene zu suchen“, erzählt Maas. Zu seinen liebsten Geschichten gehört ein Stück über die Vorratsdatenspeicherung aus dem Jahr 2009. Der Grünen-Politiker Malte Spitz hatte damals sechs Monate seiner gespeicherten Daten eingeklagt – 60.000 Zeilen Rohdaten. Mit seinem Team verknüpfte Maas den Datensatz mit Informationen aus sozialen Netzwerken und einer Liste von Mobilfunk-Sendemasten. So entstand eine Karte, die auf Knopfdruck ein halbes Jahr aus dem Leben des Politikers abspult, wo er sich aufhielt, wann er telefonierte, Mehr Informationen. „Der kleine Punkt, der auf der Karte umherflitzt, verdeutlicht auf ganz einfache Weise, was hinter der Vorratsdatenspeicherung steckt und warum das kritisch ist“, sagt Maas.

Viele Geschichten findet Maas, indem er Daten aus mehreren Quellen miteinander verknüpft. „Falls es Zahlen für Krebsfälle nach Landkreisen gibt, könnte man das über eine Karte mit AKW-Standorten legen und prüfen, ob es eine Häufung gibt“, schlägt er vor.
„Um das mathematisch und medizinisch sauber zu machen, brauche ich zusätzlich Fachwissen: Kann ich Korrelationen herstellen und wie könnte der Zusammenhang aussehen?“



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